Jugendsünden und der Weg zur Erleuchtung.
Ich war David Hasselhoff-Fan. Uneingeschränkt. Habe den Kerl regelrecht vergöttert. Ein absolutes Vorbild. Damals, als Knight Rider grad seine Blütezeit hatte, war der Lockenkopf ja eh das Teenie-Idol schlechthin. Und dann hat er ja auch noch so tolle Musik gemacht. Zumindest für meine damals noch jungfräulichen Ohren. Seine Frisur wollte ich nie haben (viel lieber die des Dicken aus den Eis am Stiel-Filmen, aber das ist eine andere Geschichte). Nein, aber seine Klamotten hab ich so gut es ging nachgeahmt. Wie cool kam ich mir vor, als ich endlich eine Jeansjacke hatte - kam zwar nicht ganz an seine Lederjacke heran, aber immerhin. "Looking For Freedom" war dann auch meine aller erste eigene Musik-Cassette. War ich stolz. Wenig später hatte ich noch einige von ihm. Außer A-Ha und einer Cassette mit Synthesizer-Versionen bekannter Hits, war das damals alles, womit mein winziger Recorder so gefüttert wurde. Ich muss meinen Eltern auch gut in den Ohren gelegen haben, daß ich doch einen CD-Player haben wollte. Irgendwann zum Geburtstag gab's dann auch einen. Und zu allem Überfluss hatte der dörfliche Supermarkt auch grad ganz neu ein CD-Regal eingeführt, auf dem sich sämtliche Billig-Veröffentlichungen einer großen Plattenfirma versammelten. Ein Paradies für mein Taschengeld, eine Hölle für die Entwicklung eines guten Musikgeschmacks. Meine CD-Sammlung umfasste schon bald diverse Schandtaten von Leuten wie Modern Talking, Middle Of The Road, Milli Vanilli, C.C. Catch, Reinhard Fendrich...
Ich war musikalisch nicht im geringsten auf dem Laufenden. Das änderte sich aber schnell, als ich im Realschulalter die entsprechende Clique hatte. Ein Mädel hatte immer den heißesten Scheiß auf Cassette dabei. Das muss so in den frühen 90ern gewesen sein. Chartskompatibler Techno war ganz groß im Kommen. Und so entwickelte sich mein Geschmack auch. Ob DJ Bobo oder Ace Of Base nun besser waren als Modern Talking (die ja damals zum Glück noch nicht ihn Comeback hatten), sei mal dahingestellt. Jedenfalls war ich endlich drin, in der modernen Musikwelt. Und ich hab mich auch irgendwie schnell weiter Richtung Rave und Happy Hardcore entwickelt. Wäre mir damals jemand mit Rock gekommen, hätt ich ihn sicher ausgelacht und gemeint "So einen monotonen langweiligen Kram hör ich nicht!".
So 1997 - ich war mittlerweile auf dem Wirtschaftsgymnasium angekommen - waren grad Bands wie Faithless und Apollo 440 in den Charts und trafen genau meine Wellenlänge. Noch unterstützt von einem Schulkumpel schmiss ich Happy Hardcore auf's Abstellgleis und widmete mich Trip Hop und Drum & Bass. Eine völlig neue Leidenschaft. Musik wurde mir immer wichtiger. Es gab ja so viel zu entdecken, in der wunderbaren Welt elektronischer Musik. Björk wurde auch schnell ein Thema - endlich entwickelte sich etwas, das man wirklich Geschmack nennen konnte. Ab dem Zeitpunkt wurden auch immer weniger Stile von anderen abgelöst, vielmehr gesellte sich alles nur noch dazu, wurde ein immer breiteres Interesse an der unterschiedlichsten Musik. Angesteckt durch die Jazzanleihen, die damals im Drum & Bass so hipp waren, kam ich langsam aber sicher auch endlich mit gänzlich unelektronischer Musik in Berührung. Herbie Hancock war lange Zeit mein Favorit. Aber der Rock wollte sich irgendwie noch nicht dazugesellen. Dazu brauchte es schon die Frauenwelt.
Den ersten kleinen Anstoß gab ein süßes Mädel mit Dreadlocks, das ich während meiner Zivizeit kennenlernte. Für sie gab's nur Crossover und Metal - und davon jede Menge. Mit Berührungsängsten behaftet liess ich mich erstmal auf Industrial ein - ganz wollte ich den sicheren Halt der Elektronik noch nicht verlieren. Mit den Nine Inch Nails war es dann um mich geschehen - Rock, ich komme!
Eine Weile später - ich war schon einen kleinen Schritt weiter, und hatte meine Jazz-Leidenschaft mittlerweile noch zu einem großen Brocken Funk erweitert - kam dann eine Frau in mein Leben, die wiedermal alles auf den Kopf stellen sollte. Leipzig klopfte im Messenger an und wurde zu einer dicken Freundschaft. Endlich hatte ich jemanden, mit dem ich meine Musikleidenschaft uneingeschränkt teilen konnte. Außerdem stopfte sie noch eine unendliche Menge an neuer Musik in mich rein, die ich genüsslich aufsog. Plötzlich war Rock in all seinen Facetten (vielleicht mal abgesehen von den ganz fiesen Sachen in Richtung Black Metal und Konsorten) mein ständiger Begleiter. Kombiniert mit Jazz, Funk, Trip Hop und dazu noch einer Prise World Music. Kaum eine Band, die sie mir vorspielte, die ich nicht mochte. Ich war am Ziel angekommen.
Heute liegt mein Geschmack noch genau da, wo er vor jetzt mittlerweile fünf Jahren gelandet ist. Vielleicht haben sich die Prioritäten noch ein wenig weiter Richtung Rock entwickelt und so ein paar kleine weitere Facetten dazubekommen, aber im Großen und Ganzen gibt es eigentlich keine Musik mehr, die ich damals gehört habe und heute nicht mehr mag. Ich möchte mir garnicht ausmalen, irgendwann in ferner Zukunft dem ganzen den Rücken zu kehren und vielleicht den typischen Rentner-Schlager zu hören. Aber wirklich vorstellen kann ich's mir auch nicht. Soll doch aus mir ein Rock-Opa werden - hätte ich nichts dagegen!
Ich war David Hasselhoff-Fan. Uneingeschränkt. Habe den Kerl regelrecht vergöttert. Ein absolutes Vorbild. Damals, als Knight Rider grad seine Blütezeit hatte, war der Lockenkopf ja eh das Teenie-Idol schlechthin. Und dann hat er ja auch noch so tolle Musik gemacht. Zumindest für meine damals noch jungfräulichen Ohren. Seine Frisur wollte ich nie haben (viel lieber die des Dicken aus den Eis am Stiel-Filmen, aber das ist eine andere Geschichte). Nein, aber seine Klamotten hab ich so gut es ging nachgeahmt. Wie cool kam ich mir vor, als ich endlich eine Jeansjacke hatte - kam zwar nicht ganz an seine Lederjacke heran, aber immerhin. "Looking For Freedom" war dann auch meine aller erste eigene Musik-Cassette. War ich stolz. Wenig später hatte ich noch einige von ihm. Außer A-Ha und einer Cassette mit Synthesizer-Versionen bekannter Hits, war das damals alles, womit mein winziger Recorder so gefüttert wurde. Ich muss meinen Eltern auch gut in den Ohren gelegen haben, daß ich doch einen CD-Player haben wollte. Irgendwann zum Geburtstag gab's dann auch einen. Und zu allem Überfluss hatte der dörfliche Supermarkt auch grad ganz neu ein CD-Regal eingeführt, auf dem sich sämtliche Billig-Veröffentlichungen einer großen Plattenfirma versammelten. Ein Paradies für mein Taschengeld, eine Hölle für die Entwicklung eines guten Musikgeschmacks. Meine CD-Sammlung umfasste schon bald diverse Schandtaten von Leuten wie Modern Talking, Middle Of The Road, Milli Vanilli, C.C. Catch, Reinhard Fendrich...
Ich war musikalisch nicht im geringsten auf dem Laufenden. Das änderte sich aber schnell, als ich im Realschulalter die entsprechende Clique hatte. Ein Mädel hatte immer den heißesten Scheiß auf Cassette dabei. Das muss so in den frühen 90ern gewesen sein. Chartskompatibler Techno war ganz groß im Kommen. Und so entwickelte sich mein Geschmack auch. Ob DJ Bobo oder Ace Of Base nun besser waren als Modern Talking (die ja damals zum Glück noch nicht ihn Comeback hatten), sei mal dahingestellt. Jedenfalls war ich endlich drin, in der modernen Musikwelt. Und ich hab mich auch irgendwie schnell weiter Richtung Rave und Happy Hardcore entwickelt. Wäre mir damals jemand mit Rock gekommen, hätt ich ihn sicher ausgelacht und gemeint "So einen monotonen langweiligen Kram hör ich nicht!".
So 1997 - ich war mittlerweile auf dem Wirtschaftsgymnasium angekommen - waren grad Bands wie Faithless und Apollo 440 in den Charts und trafen genau meine Wellenlänge. Noch unterstützt von einem Schulkumpel schmiss ich Happy Hardcore auf's Abstellgleis und widmete mich Trip Hop und Drum & Bass. Eine völlig neue Leidenschaft. Musik wurde mir immer wichtiger. Es gab ja so viel zu entdecken, in der wunderbaren Welt elektronischer Musik. Björk wurde auch schnell ein Thema - endlich entwickelte sich etwas, das man wirklich Geschmack nennen konnte. Ab dem Zeitpunkt wurden auch immer weniger Stile von anderen abgelöst, vielmehr gesellte sich alles nur noch dazu, wurde ein immer breiteres Interesse an der unterschiedlichsten Musik. Angesteckt durch die Jazzanleihen, die damals im Drum & Bass so hipp waren, kam ich langsam aber sicher auch endlich mit gänzlich unelektronischer Musik in Berührung. Herbie Hancock war lange Zeit mein Favorit. Aber der Rock wollte sich irgendwie noch nicht dazugesellen. Dazu brauchte es schon die Frauenwelt.
Den ersten kleinen Anstoß gab ein süßes Mädel mit Dreadlocks, das ich während meiner Zivizeit kennenlernte. Für sie gab's nur Crossover und Metal - und davon jede Menge. Mit Berührungsängsten behaftet liess ich mich erstmal auf Industrial ein - ganz wollte ich den sicheren Halt der Elektronik noch nicht verlieren. Mit den Nine Inch Nails war es dann um mich geschehen - Rock, ich komme!
Eine Weile später - ich war schon einen kleinen Schritt weiter, und hatte meine Jazz-Leidenschaft mittlerweile noch zu einem großen Brocken Funk erweitert - kam dann eine Frau in mein Leben, die wiedermal alles auf den Kopf stellen sollte. Leipzig klopfte im Messenger an und wurde zu einer dicken Freundschaft. Endlich hatte ich jemanden, mit dem ich meine Musikleidenschaft uneingeschränkt teilen konnte. Außerdem stopfte sie noch eine unendliche Menge an neuer Musik in mich rein, die ich genüsslich aufsog. Plötzlich war Rock in all seinen Facetten (vielleicht mal abgesehen von den ganz fiesen Sachen in Richtung Black Metal und Konsorten) mein ständiger Begleiter. Kombiniert mit Jazz, Funk, Trip Hop und dazu noch einer Prise World Music. Kaum eine Band, die sie mir vorspielte, die ich nicht mochte. Ich war am Ziel angekommen.
Heute liegt mein Geschmack noch genau da, wo er vor jetzt mittlerweile fünf Jahren gelandet ist. Vielleicht haben sich die Prioritäten noch ein wenig weiter Richtung Rock entwickelt und so ein paar kleine weitere Facetten dazubekommen, aber im Großen und Ganzen gibt es eigentlich keine Musik mehr, die ich damals gehört habe und heute nicht mehr mag. Ich möchte mir garnicht ausmalen, irgendwann in ferner Zukunft dem ganzen den Rücken zu kehren und vielleicht den typischen Rentner-Schlager zu hören. Aber wirklich vorstellen kann ich's mir auch nicht. Soll doch aus mir ein Rock-Opa werden - hätte ich nichts dagegen!
beetfreeq, 22:12h | ... kommentieren
Dann gab's ja aber auch noch "Resi bring Bier" - diesmal soweit ich weiß wirklich ne Coverversion von "Crazy For You" - und sogar auch von Tony Marshall... - gott, schlimm, daß ich das noch alles weiß, oder? ;)
Und C.C.Catch fand ich auch ganz toll.
*zwinker*
Musikkassetten, die sich auf den Musikgeschmack auswirken, kenne ich auch.
Allerdings war der Typ, in den ich damals verschossen war, eher Hardrocker. Sprich, auf der ersten Kassette, die er mir dann vermacht hat, war Metallica & Co., aber eher die softeren Stücke. Wohl um mich nicht gleich zu vergraulen. :-)
"Hassel The Hoff" nimmt ja auch grad ein Rap-Album auf - produziert von Ice-T! ALlerdings geistern Infos dazu auch schon seit zwei Jahren durch's Internet. Sachen gibt's...
@lilly charlotte: Ja ja, die guten alten Mixtapes :) - sowas kenn ich auch noch und hab selbst damals ein paar gemacht. Heutzutage sind das ja eher gleich Mix-CDs - aber mit dem selben Hintergrund und Erfolg!
u kleiner jugendlicher Lüstling du... Der Friseur, den ich dir letztens empfohlen hatte, der kann sowas.. um nicht zu sagen das ist sein Lebensinhalt ;)-m
(der auch die Looking for Freedom zum Geburtstag bekam *G*)
Würde mir heutzutage aber sicher keine Schmalztolle mehr machen lassen. Wobei die ja durch Götz Alsmann doch wieder ziemlich salonfähig ist. Aber ne, steht mir nicht. Hab eher mal überlegt, die ein wenig länger wachsen zu lassen. Mal sehen wie das aussieht. Aber da meine Eltern demnächst 30sten Hochzeitstag haben, wird vorher sicher nochmal zum Friseur gegangen - die will ich bei der Feier ja nicht auch noch mit Frisur-Experimenten schocken - denen reicht mein Kinnbärtchen ja schon ;)
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Außerdem kennt man irgendwann ja auch wirklich fast alles. Man hat sich aus der großen Musikwelt seinen Geschmack zurechtgesammelt und bleibt dabei, wird sesshaft. Daß da noch irgendwo etwas auf mich lauert, um meinen Geschmack irgendwann nochmal völlig neu aufzurollen, kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Aber sag niemals nie - vielleicht steht man ja doch noch mal wie ein Teenie mit leuchtenden Augen vor einem neuen musikalischen Schatz...
zunehmendem Alterder Zeit wird man auch in Sachen Musik offener. Weil man eben schon grob weiß, was einem gefällt.Man hat aber gleichzeitig den Vorteil, daß man in diesem Punkt auch nicht mehr so schubladenorientiert wie mit 16, vielleicht auch noch mit 20, denkt.
Weil bestimmte Musikrichtungen nicht mehr automatisch auch bestimmte Lebenseinstellungen sind. Mit denen man sich indentifiziert hat oder eben auch nicht.
Vor ein paar Tagen hat mir jemand z.B. etwas von Donovan Frankenreiter vorgespielt, und obwohl mir eigentlich die Althippie-Surferromantik nicht liegt, fand ich es genau passend für einen Sommerabend. Musik, die positiv überrascht, hat etwas für sich. Da wird sich bestimmt noch einiges finden, hoffe ich. :-)
Musik ist bei mir auch eine einfache Stimmungs-Sache. Die Musik, die ich höre spiegelt meistens genau meine Stimmung wieder. Und ich denke, ich hab für alle Gefühlslagen das Passende da - vollkommen egal, welcher Unterart des Rock oder überhaupt einer Musikrichtung zuordnen kann. Reifere Menschen kategorisieren nicht mehr, sie geniessen nur noch :)
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