dörfliches Gespargel...
Heut war also das nette Spargelfest in meinem Geburtsort, bei dem ich ja für meinen dank Bandscheibenvorfall ausgefallenen Vater doch ziemlich aktiv beteiligt sein sollte. Der Morgen mit seiner Hinfahrt begann schon ziemlich ungewöhnlich. Die A 215 - eigentlich bisher nie als Staufalle aufgefallen - glich plötzlich einem riesigen Parkplatz. Überall standen Leute neben ihren Autos, eine Frau führte ihre Hunde auf dem Standstreifen gassi. Natürlich versuchte ich vergeblich, meine Mutter oder sonstjemanden zu erreichen, damit auf dem Spargelfest jeder bescheid wüsste. Aber zum Glück brauchte ich das auch garnicht. Nach einer Viertelstunde wurden die Motoren wieder angelassen und eingeleitet durch eine mit ihren Hunden zum Auto hetzende Frau konnte die Fahrt weitergehen. Lob an die Polizei und sonstigen Räumkräfte, die den Stau auslösenden Unfall schnell beseitigt hatten. Trotzdem doof, daß ich mal wieder nicht beweisen konnte, doch fähig zu sein, mal pünktlich zu kommen.
Im Dorf und entsprechend auf dem Bauernhof angekommen, auf dem meine Eltern ihren Stand hatten, plagte man sich schon mit starken Windböen und Dauerschauern rum. Das konnte ja spaßig werden. Schnell mit den Taschen verkaufenden Nachbarn angefreundet wurde erstmal gemeinsam dem gegenüber stehenden Messerverkäufer geholfen, seinen Stand richtig herum aufzubauen. Einer Wand Messer zu verkaufen, wäre auch nicht ganz einfach geworden.
Nachdem man die Waldhornbläser noch bei dem Wetter wegen ihrer kurzen Hosen bemitleidet hatte, war dann so langsam auch ein erstes kleines Kundenaufkommen zu spüren. Ich glaub, ich hatte es noch nicht erwähnt: Meine Aufgabe war es, den Leuten geräucherte Forellen schmackhaft zu machen, die sie wahlweise erknobeln (Drei Wurf für 1 €) oder auch kaufen konnten. Was das mit Spargel zu tun hat? Naja, eindeutig mehr als kindgebliebene Erwachsene, die sich immer noch gern als Indianer verkleiden und Panflöte spielender Weise durch die Gegend tanzten, oder? Und ich dachte, die Typen würden mich schon in der Kieler Fussgängerzone ausreichend verfolgen. Auch sonst war von Gartengeräten über politische Beratung bis zu wenigen Spargelständen so ziemlich alles vertreten, was so ein Dorf so zu bieten hat. Aber nicht nur das Dorf war dabei - nach dem großen Erfolg des ersten Fests im vergangenen Jahr konnte man sogar die Spargelkönigin, angeblich unseren Ministerpräsidenten, Funk, Fernsehen und Zeitung über's Fest wuseln sehen. Sogar Knorr war da und hat mit einer überdimensionalen Suppenterrine als Glücksrad und einem recht professionellen mikrobewaffneten Moderator diverse kostenlose Packungen Sauce Hollondaise an den Mann gebracht. Geschlagen wurde dieses aufmerksamkeit erregende Ereignis aber noch durch die Kindergarten- und Grundschulkids, die wussten, wie man Popcorn werbewirksam loswird und dabei sogar Kopf und Kragen riskierten, als sie auf ihren Tretrollern mit einem Affenzahn durch die Menge düsten.
Netterweise hatte sich das Wetter im Laufe des Tages auch zum Guten gewendet, und man konnte sich auch mal anderen Dingen als dem Frieren widmen. Der Forellenverkauf lief dann trotz der anfänglichen Flaute noch ganz gut an. Neben den üblichen Stammkunden waren überraschend viele Eltern dabei, die ihre Kinder halt einfach mal knobeln lassen wollten und dann später wohl in Not waren, die plötzlich gewonnene Forelle in ihre Ernährungsplanung der kommenden Tage einzuplanen. Auch immer wieder witzig zu sehen, wieviele Leute 5-6 Euro verknobelten, ohne was zu gewinnen, obwohl sie für das Geld zwei Fische direkt hätten kaufen können. Aber so'n Mensch ist ja nunmal ein Spieler - und auf'm Dorf wohl noch ein wenig mehr.
Besondere Eindrücke vor dem Nachhausefahren waren dann noch die leckeren Spargel-Gnocchi, die für einen Stadtmenschen wohltuend günstigen Essenspreise und das süße Lächeln der Olivenfrau, das mich dann noch zu dem Kauf von leckerem griechischem Schafskäse und einem würzigen Mozarella-Brotaufstrich (vorher behelfsmäßig auf einem kleinen Plastikdeckel serviert vorgekostet) verleiten konnte.
Ja, sowas ist schon noch was nettes, an so'nem Dorfleben. Ähnliche Feste in der Stadt sind da echt nicht vergleichbar...