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Donnerstag, 18. Mai 2006
Schulerinnerungen
Es begab sich vor ziemlich genau zehn Jahren und wenigen Monaten, daß ich erwartungsvoll zusammen mit 25 anderen der frisch aus der Taufe gehobenen Klasse WG96a im Klassenraum sass und der Dinge harrte, die da auf mich zukommen sollten. Es war der erste Schultag am Wirtschaftsgymnasium, nachdem ich meinen Realschulabschluss hinter mich gebracht hatte, aber noch nicht so recht arbeiten wollte. Unser Klassenlehrer - im folgenden mal Ernst-Otto genannt betrat den Raum und der Zerfall der Klasse begann. Nachdem sich drei sitzengebliebene nach der Vorstellung des für sie altbekannten Klassenlehrers rettend in die Parallelklasse abseilen konnten, war bereits eine Woche später noch ein Platz leer. Ein Mitschüler hatte doch ziemliche Probleme mit den etwas schwierigen Ansichten Ernst-Ottos und schmiss direkt die Schule. Danach sollte die Klasse erstmal einige Monate konstant groß bleiben.

Die Klassenfahrt zusammen mit der Parallelklasse nach London folgte noch im selben Jahr. Nachdem man sich erstmal an das seltsame aus den verwinkeltsten Gängen und Treppenlabyrinthen bestehende Hotel gewöhnt hatte und die Schauergeschichten der vorher dort gewesenen Klassen über Ungeziefer im Zimmer etc in Luft auflösten, konnte man sich's richtig gutgehen lassen. Während die beiden Klassenlehrer sich bald gegenseitig im Hoteleigenen Pub unter den Tisch soffen, unterhielten wir Jungs uns angeregt mit den Mädels einer dänischen Klasse, die auch grad vor Ort war. Die Verständigung klappte auch so gut, daß gleich am ersten Abend die Regel nachts nur gleichgeschlechtlich auf einem Zimmer zu liegen teilweise doch nicht ganz eingehalten wurde...

Nach dieser echt schönen Fahrt begann aber wieder der Ernst(-Otto) des Lebens. Spätestens nach den ersten Klausuren (pardon - Klassenarbeiten), die zumindest im Hauptfach Wirtschaftstheorie und -politik sorgsam in einem Arbeitsheft mit genauen Regeln für Rand, Abstand etc hgeschrieben werden sollten, zeichnete sich ab, daß die Klassengröße spätestens zum Schuljahreswechsel nicht mehr die selbe sein würde. Auch wenn andere Lehrer teilweise nicht so hart waren wie unser Klassenlehrer, verkleinerte die Klasse sich über die ersten zwei Jahre auf mickrige sieben Schüler nebst einer sitzengebliebenen und wurde der Parallelklasse einverleibt. Glücklicherweise hing man mit den anderen sowieso schon ewig zusammen und auch der neue Klassenlehrer gab sich in Sachen Ansichten, kauzigem Humor und Strenge nicht viel mit unserem vorherigen. So verging auch das letzte Jahr und nach einigem zum Glück unbegründeten Bangen, ob denn überhaupt der mir und nur noch fünf anderen wichtige Informatikkurs für's letzte Halbjahr zustande kommen würde, der uns sicher ne gute Note für's Abi bescheren würde, war dann irgendwann selbiges geschafft. Streiche gab's leider irgendwie nicht. Dafür floss das Bier aber direkt noch auf dem Rasen vor der Schule in Strömen und die ersten Schulunterlagen mussten ein kleines Lagerfeuer hergeben. Immerhin war auch ein kleiner oblgatorischer Zug durch die Stadt mit anschliessender Kurzfeier in einer Pizzaria drin.

Tja, im Nachhinein denkt man schon gern an die Zeit zurück. So sorglos war das Leben danach erstmal nicht mehr. Und auch die teils kauzigen Lehrer (z.B. unser Englischlehrer, der locker Mr. Bean in Sachen Gesichtsakrobatik Konkurrenz machen konnte) bleiben gut in Erinnerung.

Ein paar der typischen Stilblüten sollen hier aber auch nicht fehlen:

Ernst-Otto: "So'n Bohrer muß nach was aussehen, so'n richtiger Mann braucht da 4 Gänge, auch, wenn er nur einen benutzt. - Bei Daniela schlägt das Herz höher, wenn sie 'n Pürierstab sieht." (über Produktgestaltung)

"Werben Sie in Indien nicht für Rindfleisch! Könnte ja Oma sein!"

"Das Kindfettbiber..."

Neumann (Klassenlehrer 2) über Astrid-Lindgren: "Das ist die, die die Pippi-Strümpfe geschrieben hat."

aus dem Referat eines Schulkollegen: "...und dann sind alle totgegangen, wenn sie nicht schon gestorben sind."

 
bonafide (Donnerstag, 18. Mai 2006, 01:20  link)
der ernst-otto war och so'n richtiger chauvie, wa? *lach
 
beetfreeq (Donnerstag, 18. Mai 2006, 01:36  link)
Hehe - naja, Ex-Chauvie und ein klein wenig zu rechts eingestellt... - eigentlich wollte er nach der Klasse, die er vor uns hatte, in Rente gehen. Soweit ich weiß unterrichtet er immernoch ;)

Ein Lieblingsspruch von ihm war auch "Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps" - wobei er auch mal zum besten brachte "Das Trinken von harten Sachen ist doch kein Zeichen von Männlichkeit"...



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