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Montag, 18. September 2006
Wo die Liebe hinfällt...
Mir ist heut mal nach Seelenstriptease. Naja, zumindest so etwa. Nix böses. Mich juckt's nur so in den Fingern, meine Liebeshistorie mal zu virtuellem Papier zu bringen. Der liebe nette Kerl, dem ihr hier so mal beim Bloggen zuschaut, ist nämlich eigentlich alles andere als ein Weiberheld. Naja, und da ich mich nicht mit hunderten Verflossenen umgeben hab, muss ich auch keine verschlissene Tastatur fürchten. So ganz kurz wird's aber trotzdem nicht - nur so zur Warnung!

Fangen wir erstmal an. Ganz früh - so im Kindergarten. Das war noch so meine wildeste Zeit. Wozu monogam sein, wenn man gleich zwei Mädels haben kann? Und die beiden mich sogar noch freiwillig geteilt haben? Wir wollten sogar später mal nach Indien auswandern, weil wir irgendwie aufgeschnappt hatten, daß man da ja auch zwei Frauen heiraten kann. Aber das war ja alles nur Kinderkram. Spätestens in der Grundschule hab ich Prioritäten gesetzt. Eine von beiden war von da an nur noch eine Freundin und mit der anderen bin ich "gegangen". Ganze vier Jahre lang, wenn ich mich recht erinnere. Und auseinander gegangen ist das irgendwie nur, weil wir beide nach der Grundschule auf verschiedene Schulen gegangen sind. Tja, man lebt sich halt auseinander. So als Kind, das doch noch viel lieber mit Autos als mit Mädels spielt.

In der Realschulzeit begann dann das Namenstrio. Man sagt ja, aller guten Dinge sind drei - was sich für's erste wohl wirklich zu bewahrheiten scheint. Na jedenfalls war ich damals in das erste von drei Mädels mit dem selben Namen verschossen. Sie war in meiner Klasse und hatte so wunderschöne lange Haare. Und das wo ich so unglaublich schüchtern war. Immerhin hab ich's zu einem Liebesbrief gebracht. Und eigentlich waren wir auch zusammen - glaub ich - so ein paar Tage vielleicht. Wobei wir kaum miteinander gesprochen haben. Tja, so kann auch keine Beziehung funktionieren - erst recht nicht mit 11 Jahren.

Danach folgten nochmal Anhimmelungen dreier Mädels in meiner Klasse, die aber alle nix von mir wissen wollten. Und dann folgte Mädel Nummer zwei mit dem selben Namen. Ich saß oft neben ihr im Bus. Ich auf dem Weg zur Realschule, sie zur Sonderschule. Schon ne etwas komische Beziehung. Sie hatte auch einen ziemlich schlechten Ruf, aber mir muss damals irgendwie nach dem Verruchten etwas gewesen sein. Naja und gehalten hat's immerhin auch ein paar Wochen. Aber irgendwie war's auch nix, sich immer nur im Bus zu sehen. So ging's dann also auch zu Ende.

Mittlerweile sind wir in der für die meisten Teenies wohl heissesten Phase angekommen - 14 Jahre alt - man hat die ersten ernsthaften Freundinnen und so. Da kann ich noch mithalten. Meine erste "ernsthafte" Freundin lernte ich in meiner Zeit als Trompeter in einer kleinen Dorfkapelle kennen. Fragt mich nicht, welches Instrument sie gespielt hat... Das "ernsthaft" mache ich mal daran fest, daß wir immerhin ein paar Monate zusammen waren, zusammen zur Kinderdisco gegangen sind und sogar Händchen gehalten haben. Ich glaub, damals war ich das erste Mal wirklich verknallt. Aber leider auch wie immer zu schüchtern. Ich glaub, das war auch der Grund, daß sie Schluss gemacht hatte - hey, ich mein, zu dem Anlass gab sie mir den aller ersten und einzigen Kuss, den es zwischen uns gab.

Hmm, tja, ich weiß nicht, ob mich das geprägt hat, oder einfach mehrere Dinge zusammen kamen. Aber das war erstmal für viele Jahre meine einzige Beziehung. Ich muss manchmal schon ein ziemlich trauriger schüchterner Kerl gewesen sein, aber ich und auch mein Freundeskreis hat's nie wirklich mal in die Disco geschafft oder sonst irgendwie in die Nähe von Frauen. Und verknallt war ich auch lange Zeit nicht. Seltsamerweise nichtmal in meiner Zeit auf dem Wirtschaftsgymnasium. Zumindest kann ich mich da an nix erinnern. Meine Familie gilt väterlicherseits aber sowieso als Spätstarter - und das ist durch viele Fälle belegt. Muss ich mir also keine Sorgen machen.

Sowieso war das auch nicht das Ende. Für mich schüchternen Kerl kam das Internet wie gerufen. Mittlerweile 21 Jahre alt und zaghafte Versuche in Online-Love-Communities gemacht. Und da traf ich sie - die "aller-guten-Dinge-sind-drei"-Traumfrau mit dem selben Namen. Wie genau, kann ich garnicht mehr sagen. Aber es hatte uns schon irgendwie erwischt. Zwischen uns entstand eine ungekannte Nähe und Seelenverwandschaft. Normalerweise hätte ich mir damals - noch immer recht frisch meinen etwas spät gemachten Führerschein in der Tasche - nie zugetraut, 500 Kilometer allein zu fahren. Aber für meine (damals noch in der Nähe von Leipzig wohnenden) Leipzigerin hab ich nicht lang überlegen müssen. Ein langes Wochenende hatten wir miteinander, dann musste ich wieder los und sie kurze Zeit später als Au-Pair in die USA. Das war hart. Noch völlig unsicher über die Gefühle, die wir füreinander hatten und unüberwindbar getrennt. Wir kannten uns ja nichtmal wirklich, trotz langer Chatsitzungen und Telefonate. Wir waren beide in dem Bezug völlige Neulinge. Und irgendwie war das auch der Grund, auseinander zu gehen. Über den großen Teich getrennt, beide noch im Entdecken unserer Gefühlswelten...

Nun begann die doch reichlich seltsame und im Nachhinein nicht immer schöne Phase meines Lebens. Erster ziemlich unbedachter und mittlerweile bereuhter Schritt war, meine nächste wirkliche Beziehung (natürlich erneut im Internet kennengelernt - diesmal aber weitaus weniger Kilometer) direkt nach der Aussprache mit meiner Leipzigerin zu beginnen - und das nichtmal aus Liebe. Ich muss mit dieser Beziehung in der Zeit zwei Frauen ziemlich weh getan haben. Aber ich wusste es nicht besser. Ich sehnte mich nach Nähe und Geborgenheit. Und die bekam ich. Ich wurde geliebt und bildete mir ein, selbst auch zu lieben. Ein halbes Jahr ging das gut. Ich nahm auch viele Erfahrungen mit. Meine ersten intimen Erlebnisse, gemeinsamer Urlaub, die ganze Beziehungskiste. Trotzdem zog ich meine Konsequenzen. Ich hatte mich zu schnell in etwas hineingeschmissen, ohne wirklich zu wissen, was ich fühle. Leider war diese Erkenntnis nicht von Dauer. Mit meiner damaligen Freundin brach der Kontakt schnell ab, ebenso hatte sich die gebliebene Freundschaft zu meiner Leipzigerin auch reichlich abgekühlt. Kein Wunder, bei meiner Art, die ich an der Tag legte.

Eine Weile wurde es ruhig bei mir. Aber das sollte nicht lang halten. Mein Hunger nach Geborgenheit und Nähe war immernoch da und machte es mir schwer, aus Fehlern zu lernen. Also schlidderte ich in die nächste unbedachte Situation. Ich lernte ein Mädel - im Internet, wo sonst - kennen. Sie kam aus Kiel und wir vernarrten uns vom ersten Tag an ineinander. Wir waren die völligen Gegensätze, sie eine die Männerwelt durchstreifende Partyfrau, ich der schüchterne Spätstarter. Viel hatten wir nicht gemeinsam - aber es war irgendwas da, das uns zusammenbrachte. Wir dachten nicht lang drüber nach, was es war, alles ging viel zu schnell. Nach einem Monat zogen wir zusammen. Ich hatte nach meiner Ausbildung eine Arbeit in der Nähe gefunden - da war das der für uns einzig logische Schritt. Es dauerte nicht lang, und wir waren wie ein altes Ehepaar. Psychische Probleme beiderseits (bei ihr krankheitsbedingt leider besonders stark) taten ihr übriges. Wir stritten und wollten uns trennen nur um uns zusammenzuhalten. Es war eine schwere Zeit und trotzdem beschlossen wir den nächsten zu bereuhenden unbedachten Schritt: Heirat! Selbst in der Phase der Hochzeitvorbereitung waren die Streits nicht weniger. Aber je näher der Termin kam und je stärker der freudige Druck der Familien aussenherum wurde, desto weniger wollten wir zurückziehen. Und so hatte ich nach knapp zwei jahren Beziehung einen Ring am Finger. Ich kann nicht behaupten, daß wir unglücklich waren, aber unsere Beziehung zueinander hätte uns zu denken geben sollen. Wir unternahmen kaum etwas miteinander. Jeder lebte eigentlich ein anderes Leben. Was wir nur wirklich miteinander konnten, waren lange Gespräche führen - über alles reden - wie zwei beste Freunde. Uns dämmerte langsam etwas. Wirkliche Liebe war da nicht zwischen uns. Vielleicht nicht mehr, vielleicht hatten wir uns auch von Anfang an blenden lassen. Vor etwa einem Jahr und damit nach etwa einem Jahr Ehe dann die Entscheidung zur Scheidung.

Tja, da war erstmal was zu verdauen. Psychisch wie materiell. Ich erkannte, daß ich eigentlich überhaupt keine Lebenserfahrung hatte und mich nur durch Situationen gehangelt hab, in die ich mich mit Haut und Haaren hineingesteigert habe, ohne zu wissen, was ich tue. Ich war das erste Mal in meinem Leben ein wirklicher Single ohne Eltern. Ich kannte es ja nichtmal, allein zu wohnen. Ich hatte einiges nachzuholen. Extrem vernachlässigte Freundschaften mussten gekittet werden, der Hochzeitskredit abbezahlt, ich musste lernen, allein zu leben und eigene Entscheidungen zu treffen. Ich war nie aus einer bemutterten Welt herausgekommen. Selbstbewusstsein, eigene Entscheidungen - was ist das?

Tja, doch garnicht so seichter Tobak, wie ich grad merke. Aber irgendwie wollte das raus. Und ich bin ja nun auch fast am vorläufigen Happy End angekommen.

Das Kitten alter Freundschaften in den letzten Monaten entflammte ja auch die Chat-Leidenschaft zu meiner Leipzigerin neu. Und diesmal unter völlig anderen Vorzeichen und Möglichkeiten. Wir haben beide unsere Erfahrungen gemacht und ich habe mittlerweile auch wirklich einiges gelernt. Ich kann viel unbefangener mit meinem Leben umgehen. Nie hab ich mich freier und wohler gefühlt. Wir sind unverkrampft und geniessen uns. So soll es sein - und es ist wunderschön!

Aus meiner Ehe, die nun nach langer Bürokratie Ende des Jahres wirklich endet, habe ich dennoch viel mitgenommen. Ich lernte viel über Menschlichkeit, unbedachte Entscheidungen und Freundschaft. Meine Ex-Frau in spe ist zu einer wirklich guten Freundin geworden. Vielleicht hätte es von Anfang an so sein sollen. Aber diese Was-wäre-wenn-Spielchen sind eh völliger Humbug. Ich will garnicht wissen, wo ich wäre, wenn mein Leben anders verlaufen wäre. Ich kann glücklich mit dem sein, was ich in meinem Leben mitgenommen hab und wohin es mich geführt hat. Und da, wo ich bin, bin ich glücklich wie nie - also kann das alles garnicht so falsch gewesen sein...
Wo die Flüsse singen
Da wo es Morgen wird
Da wo die Schatten sich verjüngen
Da wo die Flüsse singen
Da wo das Grau an Blau verliert
Da wo die Wellen den Strand umspülen
Wo wir den Rand der Welt berühren
Hier in der Wüste, in den Bergen
Wo wir den Regen kommen fühlen
Da wo die Nacht nicht enden will
Wo uns die Stille in den Ohren liegt
Da wo die Lichter dieser Stadt
Zeichen in den Himmel senden
Da will ich bei Dir sein
und meine Zeit mit Dir verbringen
Da wo die Flüsse singen
will ich die Zeit mit Dir verbringen
Da wo es Morgen wird
Da wo die Schatten sich verjüngen
Da wo die Flüsse singen
Da wo das Grau an Blau verliert
Wo Flugzeuge im Nebel kreisen
Im Blutgeruch der Schlachterei
Da wo die Kinos Filme zeigen
Da wo die Wege sich verzweigen
In den Kreisen einer Schattenwirtschaft
Wo die Gerüchte zirkulieren
Wo Schuldenberge Plätze tauschen
Und da wo wir uns verlieren
Hier an den Enden unserer Körper
Und an den Rändern unserer Haut
Da wo wir ohne eins zu werden
Einander spüren und uns berühren
Da will ich bei Dir sein
und meine Zeit mit Dir verbringen
Da wo die Flüsse singen
will ich die Zeit mit Dir verbringen
Da will ich bei Dir sein
und meine Zeit mit Dir verbringen
Da will ich bei Dir sein
und meine Zeit mit Dir verbringen
Kante
back in business...
Hmm, tja, da bin ich nun wieder - zurück in Kiel. Freitag abend musste ich mich schweren Herzens von meiner Leipzigerin verabschieden. Dementsprechend bin ich auch erst nach Mitternacht zuhaus angekommen und wäre am liebsten gleich wieder umgedreht. Aber das ging nunmal leider nicht. Ein wenig zu erledigen hatte ich ja doch noch. Ein riesiger Berg Post erwartete mich außerdem. Aber so langsam ist der Trennungsschmerz schwächer geworden und einer beidseitigen leichten Melancholie des Vermissens gewichen. Gesehen hab ich sie seitdem schon mehrfach - aber jetzt merkt man erst so richtig, was für ein schlechter Ersatz so eine Webcam doch gegenüber einer echten Begegnung ist.

Aber was soll's? Irgendwie werd ich's schon schaffen, sie zwischendurch nochmal zu besuchen und sei es nur über's Wochenende. Und spätestens im November ist sie erstmal eine Woche bei mir. Wie schön das Wiedersehen erst werden wird...

Immerhin lenken mich diese Gedanken ein wenig von der bevorstehenden Arbeit ab. Das letzte Telefonat mit einer Kollegin lässt schlimmes erahnen. Natürlich wurde grad ich gebraucht, wo ich im Urlaub bin. Die ganzen Wochen vorher keine wichtige Kundenanrufe, kaum bin ich weg, ist mein mich vertretender Kollege dauernd am Kunden beruhigen. Tja, und mangels ausreichender Kommunikation mit mir (ich war ja nun nicht aus der Welt und telefonisch und sogar internettechnisch für dringende Dinge erreichbar) darf ich sicher einiges ausbaden. Aber warten wir's mal erstmal ab - ich erwarte bei sowas eh immer schlimmeres als nötig.

Mein Schlafrhythmus hat sich leider auch noch nicht wirklich eingependelt. Dummerweise ist nun zu der viel zu späten Müdigkeit auch noch leichte Schlaflosigkeit hinzugekommen. Außerdem schaffe ich es netterweise nicht mehr, morgens auch entsprechend lang zu schlafen. Punkt 8 bin ich wach und kann mich nur mit Mühe und Not bis 10 zum Dösen bewegen. Dumm, wenn man nicht vor 4 Uhr einschlafen kann. Irgendwie bringt's mich gleich wieder total aus dem Konzept, wieder allein in einem Bett zu schlafen. Wie schnell man sich wieder an sowas gewöhnt...